5  Gespräche von John und Jagda

Gespräche über die Stadt /Gespräch 12.12.10


Weiterhin Hündchen im Dunkel. Es ist viel Dunkel und die Straße voll Hündchen. Trippeln Tatzen auf Pflaster, trippeln Kreise, Strudel und Noten, trippeln mich kirr.
HÜNDCHEN BOMBT TOWNHOUSE, sehe ich schon, auf Gazetten in fetten Lettern. HUNDEMANTEL BARG BOMBE, steht da weiter. Man stelle sich vor. Ein eifrig trippelndes Hündchen, tänzelnd sich schlängelnd und das Mäntelchen wippt, arglos. Das Hündchen bombt. Grandios…

 DIE FRAU DES ARCHITEKTEN IM GELIEHENEN NERZ, steht da weiter, und es gibt nur geliehene und nicht eigene Nerze in dieser Zeit, die Frau des Architekten mit wippendem Schritt, steht da, führt das Hündchen zum Townhouse. Scheinheilig. Bombt. Grandios.

Und was weiter?

Weiter gibt es nicht. Das Townhouse ist tot jetzt. Geliebt, besungen,
verhasst und tot.

Du bist blöd.

Tu mir Gutes, John. Es ist die Guttuzeit jetzt, die Fitschi- und Guttuzeit. Seien wir lieb zueinander…

…Ich ging durch die Gärten, John, am Bahndamm. Ich gehe dort gern, denn die Gärten zeigen die Zeit, das Jahr den Tag und die Stunde. Es war das Eis am Boden wie gefrorener Atem. Und stand ein Baum, Zwergenbaum, lagen Äpfel am Stamm, rot und fest. Der Baum hing voll, schwer, rot und fest. Groß schwer voll. Dageblieben. Kugelvoll. Still. Zweige nackt wartend. Worauf? Auf Hände? Ich glaube es nicht. Was hielt die Frucht?…

 

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6  Gespräche von John und Jagda

Gespräche über die Stadt /Gespräch vom 14.12.10


Brille auf und Ski geschultert. Auf geht’s, die Straße runter, immer runter, am Ende ist was. Die Brille ist dunkel. Sonst geht das Spiel nicht.

Welches Spiel?

Das Dolomitenspiel, John. Ski auf die Schulter und runter die Straße. Dolomitisches Lachen. Die haben ein breites Lachen da, die Menschen, dolomitische Menschen. Das mach’ ich nach, wenn die Sonne über die Straße brennt, über das Eis mir entgegen. Die Brille muss dunkel sein. Je mehr Sonne, je mehr Brille, desto dolomitischer, desto besser. Haut mich um. Haut dich auch um, gaub’ mir…

Aufschneider, Jagda. Einbilder.

Ohne Einbildung ist nichts…

…das fetzt, macht stark, macht gut, sagte ich.Und es kümmert mich nicht.
Kümmert mich nicht, wenn die Leute ihre Last in den Hüften und Bäuchen mit sich herumtragen, vor sich hertragen, herschieben, zur Schau stellen. Guckt her, ich trage Last sagen sie mit hängenden Hüften, mit hängenden Winkeln am Mund, guckt her, ich trage Leid. Da geh’ ich vorbei und trage Ski. Dolomitisch, gigantisch. Alles ist eingebildet, die Dolomiten, das Leid, die Sonne…